Tonsillitis
Allgemeines:
- Über 70% der Tonsillitiden sind viral bedingt
- 15-20% der Pharyngitiden/Tonsillitiden werden durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) verursacht
- Andere bakterielle Erreger sind Streptokokken der Gruppen C und G oder Arcanobacterium haemolyticum
Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auf eine Pharyngitis/Tonsillitis durch Streptokokken der Gruppe A:
Klinik:
- Tritt häufig im Spätwinter oder Frühling auf mit Fieber, Hals- und Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie allgemeinem Krankheitsgefühl
- Pharynx, Gaumen und Tonsillen sind gerötet, die Tonsillen sind vergrößert und mit flächenhaften Exsudaten oder weißlichen Stippchen belegt
- Petechien am Gaumen, Erdbeerzunge
- Cervikale Lymphadenopathie
- Von Scharlach spricht man, wenn bei einer Infektion mit A-Streptokokken zusätzlich ein feinfleckiges, diffuses, samtartiges, rötliches Exanthem auftritt. Dieses beginnt am Gesicht und breitet sich von dort aus. Das Munddreieck bleibt ausgespart, die Beugeseiten der Extremitäten sind besonders betroffen
- Das Scharlachexanthem hält circa 2 Tage an, eine Woche später kommt es zu einer Abschuppung der Haut die ebenfalls im Gesicht beginnt
- Das Scharlachexanthem ist durch ein Exotoxin verursacht, das nicht alle A-Streptokokken bilden können
Diagnose:
- Erregernachweis durch die Kultur
- Streptokokken-Schnelltest (Sensitivität nur 70-85%)
DD:
- Diphterie
- Epiglottitis
- Mononukleose
- Angina Plaut-Vincenti: Durch Fusobakterium Plaut-Vincenti und Borrelia Vincenti verursacht. Meist einseitig, schmierig, grau-weiße, abwischbare Beläge, Lymphadenitis
- Candida-Infektion (Soor)
- Herpangina: Durch Coxsackie A Viren verursacht. Fieber, linsengroße Bläschen und Ulzera
- Gonorrhoe
- Abgrenzung von Scharlach gegenüber Kawasaki-Syndrom und Masern
Therapie:
- Zur Verhinderung des Rheumatischen Fiebers und eitriger Komplikationen muß eine antibiotische Therapie mit oralem Penicillin V (z.B. Isocillin) für 10 Tage erfolgen (Patient sollte nach 24-48h beschwerdefrei sein)
- Antipyretikum/Analgetikum (Paracetamol)
- Eventuell Eradizierung des Erregers in einer Familie mit "Ping-Pong" Effekt
- Tonsillektomien sind umstritten (Pädiater lehnen sie eher ab, HNO-Ärzte führen sie ab und zu durch)
Komplikationen:
- Nicht eitrige Komplikationen:
- Rheumatisches Fieber
- Akute Glomerulonephritis
- Reaktive Arthritis
- Streptokokken-toxisches Schock-Syndrom
- Eitrige Komplikationen:
- Retropharyngealabszess
- Peritonsillarabszess
- Cervicale Adenitis
- Otitis media, Sinusitis, Mastoiditis
- Bakteriämie