SIDS
(Sudden infant death syndrome)
Definition:
- Plötzlicher Tod eines Säuglings oder jungen Kindes
- Unerwartet in Anbetracht der bisherigen Vorgeschichte auftretend
- Ohne adäquate Erklärung durch eine gründliche postmortale Untersuchung
Epidemiologie:
- Inzidenz in Deutschland 1-1,5 / 1000 Lebendgeborene
- Der plötzliche Kindstod verursacht 30-40% der Todesfälle bei Säuglingen jenseits der Neugeborenenperiode und ist damit in diesem Lebensalter die häufigste Todesursache
- Der Häufigkeitsgipfel liegt im 3. bis 4. Lebensmonat
- Männliche Säuglinge sind im Verhältnis 3:2 häufiger betroffen
- Im Herbst und Winter ist die Inzidenz ebenfalls erhöht
Risikofaktoren:
- Bauchlage im Schlaf
- Rauchen während und nach der Schwangerschaft
- Kein oder nur kurzes Stillen des Säuglings
- Überwärmung des Kindes
- Junges Alter der Mutter
- Schlechte soziale Verhältnisse
- Schlechte Schwangerschaftsvorsorge
- Kinderreichtum
- Drogenabhängigkeit der Mutter
- Säuglinge nach einem "Anscheinend lebensbedrohlichen Ereignis" (s.u.)
- Geschwister / Zwillinge eines an SIDS verstorbenen Säuglings
- Säuglinge mit niedrigem Geburtsgewicht
Vorgehen bei SIDS-Fällen:
- Bei Fehlen von sicheren Todeszeichen sollte immer eine Reanimation versucht werden. Auch wenn diese meist erfolglos bleiben wird, gibt man den Eltern das Gefühl, daß alles versucht wurde
- Auch aus psychischen Gründen ist eine Klinikaufnahme vorteilhaft
- Eine Obduktion hilft den Eltern oftmals bei der Trauerarbeit und sollte auch schon deshalb angestrebt werden. Die Diagnose "Plötzlicher Kindstod" ist scheinbar als natürliche Todesursache anerkannt. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich jedoch auf dem Totenschein "ungeklärt" als Todesursache anzukreuzen, sodaß der Staatsanwalt die Frage nach einer rechtsmedizinischen Obduktion klären muß
- Wenn möglich sollte eine Anamnese bezüglich Auffindesituation, Infekte, Medikamenteneinnahme, etc. erhoben werden sowie eine klinische Untersuchung durchgeführt werden
Anscheinend lebensbedrohliches Ereignis (ALE, ALTE):
- Es handelt sich vermutlich um einen "fast eingetretenen" plötzlichen Kindstod
- Häufigkeitsgipfel und Auffindesituation sind ähnlich dem plötzlichen Kindstod. Die Haut der Kinder ist blaß oder blau, sie atmen nicht oder röcheln, haben erbrochen und sind beim Hochheben schlaff oder steif
- Durch Schütteln oder "Mund-zu-Mund Beatmung" gelingt es jedoch das Kind wieder zu "wecken". Beim Eintreffen des Notarztes kann das Kind noch in diesem Zustand oder aber auch völlig unauffällig sein
- Die Kinder sind diagnostisch und therapeutisch zu behandeln und zu überwachen wie Kinder nach Herz-Kreislaufstillstand. In 2/3 der Fälle kann eine Ursache für das Ereignis gefunden werden, das verbleibende Drittel stellt ein idiopathisches ALE dar
- Da das Risiko für einen plötzlichen Kindstod nach einem ALE deutlich erhöht ist, sollten Kinder mit einem idiopathischen ALE zu Hause über einen Monitor überwacht werden