Mukoviszidose
(Cystische Fibrose)
Grundlagen:
- Autosomal rezessive Erbkrankheit mit einem defekten Chloridkanal der Zellmembran
- Es sind viele verschiedene Mutationen des verantwortlichen CFTR-Gens (Cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) bekannt mit unterschiedlicher Ausprägung des Phänotyps (die höchste Zahl die ich bisher gefunden hab ist 350). Die in Deutschland häufigste Mutation ist Delta-F508 (70%) mit Deletion von drei Sequenzbasen bzw. einer Aminosäure im Protein
- Der Defekt des Chloridkanals bewirkt, daß alle exokrinen Drüsen einen sehr zähen Schleim bilden was zu Störungen im Bronchialsystem, Pankreas, Dünndarm, Gonaden, Schweißdrüsen, Gallenwege, etc. führt mit fibrotischem Umbau der Drüsen
- Die Cystische Fibrose ist die häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung in Europa mit einer Inzidenz von 1:2500. Das bedeutet jeder 20.-25. ist heterozygoter Träger einer CFTR-Mutation
Klinik:
- Mekoniumileus nach der Geburt
- Dadurch, daß der zähe Schleim durch die mukoziliäre Clearance nicht mehr abtransportiert werden kann, kommt es zu rezidivierenden bakteriellen Infekten der Atemwege. Gefürchtete Erreger sind vor allem multiresistenter Pseudomonas aeruginosa, aber auch Klebsiella pneumoniae, Staphylococcus aureus u.a. Es entwickelt sich ein chronischer Husten, Bronchiektasen, Abszesse, Lungenfibrose und letztendlich ein obstruktives Emphysem mit pulmonaler Hypertonie und eine respiratorische Insuffizienz. Zeichen der chronischen respiratorischen Insuffizienz sind neben Dyspnoe und Zyanose u.a. Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel, der Thorax ist überbläht
- Es entwickelt sich eine exokrine Pankreasinsuffizienz mit Steatorrhoe und Maldigestion. Bei fortgeschrittener Pankreasinsuffizienz kann sich ein Diabetes mellitus entwickeln
- Durch die chronische Erkrankung weisen die Kinder eine Gedeihstörung auf, Wachstum, Gewichtszunahme und der Eintritt in die Pubertät sind stark verzögert
- Männer sind durch eine Obliteration des Ductus deferens infertil, die Fertilität von Frauen ist vermindert
- 10% der Patienten weisen eine Cholestase auf und entwickeln schließlich eine biliäre Leberzirrhose mit den daraus folgenden Komplikationen
- Bei starkem Schwitzen kann es durch den vermehrten Salzverlust zu Elektrolytentgleisungen kommen
Diagnose:
- Daran denken und überprüfen sollte man es bei allen chronischen Infekten der oberen Luftwege, Belastungsdyspnoe, chronischer Diarrhoe oder Steatorrhoe, Mekoniumileus, Gedeihstörungen, etc.
- Schweißtest: Der Chloridgehalt des Schweißes ist erhöht
- Molekulargenetische Diagnostik (auch pränatal möglich)
- Röntgen-Thorax, Lungenfunktion, Pankreasfunktionsdiagnostik
Therapie:
- Lockerung des Bronchialsekrets durch Physiotherapie (Klopf- und Vibrationsbehandlung) und Lagerungsübungen, Inhalation mit NaCl, ACC, DNAse oder alpha-1-Antitrypsin
- Antibiotische Therapie von Infekten, evtl. Antibiotika-Langzeittherapie
- Evtl. Bronchodilatatoren und O2-Gabe
- Pankreasenzym-Substitution und Substitution fettlöslicher Vitamine (A, D, E, K)
- Hochkalorische Ernährung, auf ausreichende Kochsalzzufuhr achten
- Bei Mekoniumileus Versuch der Lösung durch Einlauf mit Röntgenkontrastmittel, ansonsten operative Beseitigung
- Ursodeoxycholsäure bei biliärer Zirrhose
- Lungentransplantation
Prognose:
- Durch eine intensive medikamentöse und Physiotherapie konnte die Lebenserwartung im Mittel auf circa 30 Jahre verlängert werden. Dabei ist die Prognose je nach zugrundeliegender CFTR-Mutation jedoch sehr unterschiedlich