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Asthma bronchiale
Definition:
- Anfallsweise auftretende, reversible Atemwegsobstruktion infolge Entzündung und Hyperreaktivität der Atemwege
- Bei Beteiligung eines allergischen Mechaismus als Auslöser spricht man von einem exogen-allergischen Asthma im Gegensatz zum intrinsischen Asthma bronchiale
Epidemiologie:
- In Mitteleuropa ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter
- Die Prävalenz von Asthma korreliert dabei mit der Verbreitung des westlichen Lebensstils
- Bei 45% der kindlichen Asthmatiker manifestiert sich die Erkrankung bereits im 1. LJ
Ätiologie:
- Zwei Faktoren die sich im Krankheitsverlauf gegenseitig verstärken, wirken als primäre Auslöser:
- Bronchiale Hyperreaktivität bei körperlicher Belastung, kalter Luft, chemischen Reizen, Infekten, psychischen Belastungen
- Allergische Disposition (Typ-I Allergie) v.a. auf Pollen Hausstaubmilben, Tierhaare
- Dementsprechend kann unterschieden werden zwischen:
- Extrinsic Asthma: IgE-AK sind alleinige Ursache der Symptome (ca. 20%)
- Intrinsic Asthma: Kein Hinweis auf allergische Ursache (ca. 5-10%)
- Mischformen (ca. 65%)
Pathogenese:
- Die Obstruktion der Atemwege wird verursacht durch:
- Kontraktion der glatten Bronchialmuskulatur
- Ödem, entzündliche Infiltration und Hyperämie der Schleimhaut
- Dyskrinie
- Durch oben erwähnte Triggerfaktoren kommt es zur Aktivierung von Mastzellen, basophilen Granulozyten und Makrophagen welche wiederum Mediatoren wie z.B. Histamin, die Leukotriene C4, D4 und E4 (=slow reacting substance of anaphylaxis), Prostaglandin D2 oder den plättchenaktivierenden Faktor (PAF) freisetzen
- Die Freisetzung von HIstamin führt zur Sofortreaktion innerhalb von wenigen Minuten, welche vor allem durch eine akute Bronchialobstruktion gekennzeichnet ist
- Durch chemotaktisch wirkende Mediatoren wie Leukotrien B4, PAF, neutrophiler- und eosinophiler chemotaktischer Faktor werden Entzündungszellen angelockt. Diese halten den Entzündungsvorgang aufrecht und sind für die Spätreaktion des Asthma bronchiale verantwortlich
Klinik:
- Beginn häufig mit Husten
- Zunehmende Dyspnoe, Aufstützen der Arme (Orthopnoe), Tachypnoe, Tachykardie
- Überblähter Thorax mit intercostalen, jugulären und epigastrischen Einziehungen, Nasenflügeln
- Blässe, evtl. Zyanose
- Verlängertes Exspirium, v.a. exspiratorisches Pfeifen, Giemen und Brummen und nur leises Vesikuläratmen, hypersonorer Klopfschall
- Je nach Schweregrad und Dauer gibt es mehrere Erscheinungsformen:
- Obstruktive Bronchitis
- Häufig die erste Asthmamanifestation bei Kindern
- Geht bei 15-30% in ein Asthma über
- Asthmahusten: Ein anfallsweiser Reizhusten, v.a. bei Belastungen, Temperaturwechsel, hoher Luftverschmutzung oder im Schlaf kann alleiniges Symptom eines Asthma bronchiale sein
- Asthmaanfall
- Status asthmaticus
- Schwerer, über mehr als 24 Stunden andauernder Anfall
- Das Leiserwerden der Atemgeräusche deutet auf eine Verschlechterung des Zustands hin
- Komplikationen: Pneumothorax, Pneumomediastinum, Atelektasenbildung, Ausbildung eines Glocken- oder Faßthorax, pulmonale Hypertonie
Diagnostik:
- Im Akuten Anfall:
- Anamnese und klinische Untersuchung
- Peak-flow Messung
- Blutgasanalyse
- Röntgen-Thorax bei Verdacht auf Pneumonie oder Fremdkörperaspiration
- Weitergehende Diagnostik:
- (Allergie-)Anamnese und klinische Untersuchung
- LuFu
- Ein Bronchospasmolysetest mit einem beta-Sympatomimetikum überprüft die Reversibilität einer vorhandenen Bronchialobstruktion
- Evtl. Provokationstest
- Peak-flow-Metrie: Zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs z.B. unter Therapie
- Allergologiediagnostik: Prick-Test, Bestimmung spezifischer IgE-AK, Provokationstest, Bestimmung der Eospinophilenzahl und des Gesamt-IgE
- Schweißtest, alpha1-Antitrypsin, Immunglobuline und Impfantikörper zum Ausschluß anderer Diagnosen
Differentialdiagnosen:
Therapie des akuten Anfalls bzw. Status asthmaticus:
- Kind aufsitzen lassen, keine Sedierung
- O2: 5-6l
- Inhalation von beta2-Mimetika: Salbutamol (1ml=5mg) 10-20 ggt auf 4ml NaCl oder unverdünnt alle 1-8h (auf HF achten!)
- Evtl. Inhalation mit Ipratropiumbromid (Parasympatholytikum): Atrovent (1ml=0,25mg) 0,25-1ml verdünnt auf 4ml NaCl alle 4-6h
- Evtl. Inhalation mit Adrenalin: Epinephrin 1:1000 0,5ml/kg alle 6h
- Evtl. Theophyllin i.v., Glukokortikoide i.v., Flüssigkeitsersatz i.v., Sekretolyse mit ACC i.v., Antibiose bei V.a. bakteriellen Infekt, beta2-Mimetika i.v.
- Evtl. Verlegung auf Intensivstation mit Intubation und Beatmung, Adrenalin i.v., Bicarbonat
Stufen-Therapie im Intervall:
- Die Dauertherapie wird immer ergänzt durch ein inhalatives kurz wirksames beta2-Sympathomimetikum (Sultanol, Berotec, Bronchospasmin 1-2 Hübe) bei Bedarf
- Intermittierendes Asthma: keine Dauertherapie
- Persistierendes mildes Asthma: Entzündungshemmer: DNCG, Nedocromil, topische Steroide (Budesonid, Beclometason), Leukotrienanatagonisten (Montelukast)
- Persisitierendes mittelschweres Asthma: Steroide inhalativ in höherer Dosierung, evtl. zusätzlich lang wirksames beta2-Sympathomimetikum (Clenbuterol) u./o. retardiertes Theophyllin (Bronchoretard)
- Persistierendes schweres Asthma: Steroide inhalativ in noch höherer Dosierung, lang wirksames beta2-Sympathomimetikum u./o. retardiertes Theophyllin, Steroide oral
- Bei kleinen Kindern werden die Dosieraerosole evtl. mit Spacer und Maske verwendet
- Expositionsprophylaxe: Umhüllung von Matratzen, Schimmelbeseitigung, Entfernen von Haustieren, Meidung von Nahrungsmittelallergenen
- Evtl. Hyposensibilisierung bei allergischem Asthma bronchiale
- Patientenschulung und Physiotherapie
Prognose:
- Die Prognose ist insgesamt gut, Todesfälle sind mittlerweile sehr selten
- Ca. 50% der Kinder verlieren ihre Beschwerden spontan bis zur Pubertät
- Bei einigen treten jedoch im Erwachsenenalter erneut Beschwerden auf