Männliche Geschlechtsorgane
1. Hoden:
- Die Kapsel (=Tunica albuginea) besteht aus einem derben Bindegewebe mit vielen glatten Muskelzellen und ist vom Epiorchium, einer dünnen Haut umgeben; die innere Schicht wird auch als Tunica vasculosa bezeichnet
- Das Gewebe ist durch Septen (=Septuli testis) in ca. 370 Hodenläppchen (=Lobuli testis) gekammert; die Septen führen Blut- und Lymphgefäße und laufen radiär auf das Rete testis zu
- Ein Lobulus besteht aus einem oder mehreren Samenkanälchen, deren Beginn und Ende ins Rete testis münden
- Im interstitiellen Gewebe kommen Leydig-Zellen, Blutgefäße, Lymphgefäße und Nerven vor
- Das Epiorchium schlägt an der Abgangsstelle des Samenstranges in das Periorchium um; zusammen bilden sie somit das viszerale und das parietale Blatt der den Hoden und den Nebenhoden umgebenden Höhle
- Die Samenkanälchen bestehen aus einer Lamina propria und dem Keimepithel, welches aus Keim- und Sertolizellen (=Stützzellen) besteht

Spermatogenese:
- Die Zellen wandern während ihrer Entwicklung von der Basalmembran zum Lumen des Samenkanälchens
- Die Keimzellen stehen dabei durch Interzellularbrücken miteinander in Verbindung
Differenzierung der Spermatiden zu den reifen Spermatozoen (Spermiogenese):
- Kernkondensation
- Akrosombildung aus dem Golgi-Apparat (Das darin enthaltene Akrosin lysiert die Zona pellucida)
- Bildung der Geißel aus den Zentriolen durch Wachstum der Axoneme; die fertige Geißel besteht aus dem Halsstück (enthält die Zentriolen), einem Mittelstück (enthält viele Mitochondrien), dem Hauptstück und dem Endstück (nur noch von einem Plasmalemm umgebenes Axonem)
Sertoli-Zellen:
- Diese Zellen fußen auf der Basalmembran und besitzen Fortsätze, die bis ins Lumen der Samenkanälchen reichen; sie umgeben alle Keimzellen außer den Spermatogonien
- Sie sind nicht teilungsfähig und besitzen einen großen gelappten Kern mit einem sehr gut sichtbaren Nucleolus
- Zonulae occludentes zwischen den Sertoli-Zellen teilen das Keimepithel in eine basale Abteilung die Spermatogonien und Spermatozyten I enthält, und eine adluminale Abteilung die ebenfalls Spermatozyten I, aber auch Spermatozyten II, Spermatiden und Spermatozoen enthält; durch diese Zonulae occludentes und die Kontrolle des transzellulären Stofftransports entsteht die Blut-Hoden Schranke als Schutz der Keimzellen vor Mutagenen und autoaggressiven Antikörpern
- Die Sertoli-Zellen bauen die Residualkörper der abgegebenen Spermatiden ab
- Außerdem sind sie hormonell tätig, indem sie Testosteron zum wirksameren Dihydrotestosteron reduzieren; sie produzieren auch das Androgen-bindende Protein (AbP), das für die Steuerung der Samenbildung wichtig ist und werden durch FSH stimuliert
- Sie besitzen außerdem eine Ernährungsfunktion für die Keimzellen

Leydig-Zellen:
- Sie besitzen einen runden Zellkern, einen polygonalen Zelleib, umschließen Blutkapillaren und enthalten als Abfallprodukte die sogenannten Reinke-Kristalle
- Sie produzieren Testosteron, das die Samenbildung stimuliert, aber auch auf die ableitenden Samenwege und die akzessorischen Geschlechtsdrüsen einwirkt, die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale fördert und die Talgdrüsenfunktion stimuliert; außerdem besitzt es anabole Wirkung und fördert Libido und Potenz
- Die Lamina propria der Samenkanälchen besteht aus Fibroblasten und Myofibroblasten die durch peristaltische Bewegungen die Spermatozoen zum Rete testis hin transportieren
- Die Temperatur des Hodens beträgt ca. 34-35oC, was für die Samenzellbildung essentiell ist
- Der Hoden steigt während der Fetalzeit aus der Bauchhöhle in das Skrotum hinab; dies nennt man den Descensus testis
- Das Rete testis liegt an der Dorsalseite des Hodens der Tunica albuginea an und ist mit einem einschichtigen, isoprismatischen Epithel ausgekleidet
Hodenhüllen bzw. Schichten des Leistenkanals: | Entsprechende Schichten der Bauchwand: |
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1. Epiorchium (Lamina visceralis) | Peritoneum viscerale |
2. Cavum serosi | Peritonealspalt |
3. Periorchium (Lamina parietalis) | Peritoneum parietale |
4. Fascia spermatica interna | Fascia transversalis |
5. Fasern des M. cremaster | Fasern des M. obliquus internus abdominis und des M. transversus abdominis |
6. Fascia spermatica externa | Fascia abdominalis superficialis; Aponeurose des M. obliquus externus |
7. Tunica dartos mit Myofibroblasten | Subkutis |
8. Skrotalhaut | Haut |
- Die Schichten 1-3 bilden zusammen die Tunica vaginalis testis
- Das Skrotum besteht aus dem Bindegewebe, Tunica dartos und der Haut
2. Nebenhoden (=Epididymis):
- 8-12 stark geknäuelte Ductuli efferentes münden vom Rete testis kommend in den Nebenhodengang (=Ductus epididymidis)
- Die Ductuli efferentes besitzen ein unterschiedlich hohes, mehrreihiges Epithel aus hochprismatischen Zellen mit einem Bürstensaum und flacheren kinozilientragenden Zellen; außerdem enthalten sie glatte Muskelzellen
- Der Ductus epididymidis besitzt ein gleichmäßig hohes, zweireihiges Epithel mit Stereozilien, und ebenfalls glatte Muskelzellen; das Epithel dient der Ausreifung der Spermatozoen
- In der Cauda des Nebenhodenganges werden die Spermatozoen gespeichert
- Die proximalen Nebenhodenabschnitte sind peristaltisch aktiv
3. Samenstrang (=Funiculus spermaticus):
- Er umschließt den Ductus deferens, A. ductus deferentis, zwei Aa. testiculares, Plexus pampiniformis, Lymphgefäße, vegetative Nervenfasern und den M. cremaster
- Der Ductus deferens besitzt ein zweireihiges Epithel mit kurzen Stereozilien und eine dreischichtige Muskelwand mit zwei äußeren längsverlaufenden und einer mittleren zirkulär verlaufenden Schicht; sein Lumen ist sehr eng und es besitzt Längsfalten
4. Samenblase (=Bläschendrüse):
- Diese paarige Drüse besteht aus einem ca. 15cm langen Gang; er besitzt einen kräftige Wand mit glatten Muskelzellen die in Primär-, Sekundär- und Tertiärfalten gelegt ist; sie ist von einem ein- bis zweireihigen hochprismatischen Epithel ausgekleidet, das drüsenähnliche Einstülpungen besitzt
- Das schwach alkalische Sekret der Bläschendrüse macht ca. 50-80% des Ejakulats aus; es besteht hauptsächlich aus Proteinen und enthält z.B. Fructose als Energielieferant für die Spermien und Prostaglandine als Wirkstoff auf die glatte Muskulatur der weiblichen Genitalien
- Die Bläschendrüse wird durch Testosteron stimuliert
5. Prostata:
- Hier münden die Ductus ejaculatorii und 30-50 tubuloalveoläre Drüsen in die Urethra
- Sie besteht aus einer bindegewebigen Kapsel mit viel glatter Muskulatur und ist in eine periurethrale Zone, eine Innen- und eine Außenzone gegliedert
- Die Drüsen sind von einem zwei- bis mehrreihigen, unterschiedlich hohem Epithel ausgekleidet
- Die Prostasomen sind abgeschnürte Zellen die Enzyme enthalten
- Das Sekret macht ca. 15-30% des Ejakulats aus und enthält Zink, Zitronensäure, Prostaglandine, Spermin, Spermidin, Immunglobuline, saure Phosphatase als lysosomales Enzym und Proteasen
- Die Prostatafunktion ist ebenfalls Testosteronabhängig
6. Bulbourethrale Drüsen (=Cowper'sche Drüsen):
- Dies sind tubulöse Drüsen mit glatten Muskelzellen
- Sie sondern ein Gleitmittel ab
7. Penis:
- Er besteht aus zwei Corpora cavernosa penis und dem Corpus spongiosum urethrae, die jeweils von einer Tunica albuginea umgeben sind und zusammen von der Fascia penis eingehüllt werden
- Die Corpora cavernosa enthalten viele glatte Muskelgeflechte die von Hohlräumen (Cavernae) durchzogen werden; diese Hohlräume sind vom Endothel augekleidet
- Das Corpus spongiosum urethrae enthält ebenfalls von Endothel ausgekleidete Hohlräume, die jedoch weniger Muskulatur enthalten
- Die Harnröhre ist zum Teil mit einem mehrschichtigen hochprismatischen Epithel bedeckt, zum Teil mit einem Übergangsepithel
- Die Kavernen werden von der A. profunda penis versorgt, von welcher die Aa. helicinae abzweigen; durch den Einstrom von Blut in die Kavernen und die Kontraktion der glatten Muskulatur kommt es zur Erektion des Gliedes
8. Ejakulat:
- Es besteht aus Spermatozoen, unreifen Keimzellen, abgeschilferten Epithelzellen, Spermatophagen, evtl. Leukozyten und dem Seminalplasma aus Fructose, Akrosin, Carnitin und saurer Phosphatase
- Es enthält im Normalfall 40 Mio. Spermatozoen / ml (=Normospermie); bei einem Wert von weniger als 10 Mio. / ml tritt Unfruchtbarkeit ein; bei einem Wert von weniger als 20 Mio. / ml spricht man von einer Oligospermie und wenn gar keine beweglichen Spermatozoen vorhanden sind von einer Azoospermie
- Nur ca. 30% der Spermatozoen sind beweglich