Allgemeine Histologie
Spezielle Histologie
Weibliche Geschlechtsorgane
1. Vagina:
- Die Scheidenhaut besitzt Querfalten (=Rugae vaginales)
- Die Tunica mucosa besteht aus einem unverhornten, mehrschichtigen Plattenepithel, das aus Basal-, Parabasal-, Intermediär- und Superfizialzellen aufgebaut ist
- Darauf folgt eine dicke Lamina propria und eine Tunica muscularis
- Die glatte Muskulatur bildet ein Raumnetz das leichte Kontraktionswellen zum Introitus hin bewirkt
- Die Adventitia besitzt ausgedehnte Gefäßplexus
- Das Vaginalsekret besitzt einen pH von ca. 4-5; dieser entsteht durch die von den Döderlein'schen Bakterien produzierte Milchsäure; das Sekret bildet eine Schutzvorrichtung vor Keimen und Krankheitserregern
- Das Vaginalsekret besteht zum Teil aus einem Transsudat der Vaginalwand, zum Teil aus Zervikalsekret; es gibt in der Vagina keine Drüsen
2. Uterus:
- Er ist ein muskulöser Hohlkörper, dessen obere zwei Drittel den Gebärmutterkörper (=Corpus uteri), und dessen unteres Drittel den Gebärmutterhals (=Cervix uteri) bilden; dazwischen befindet sich der innere Muttermund (=Isthmus uteri), am vaginalen Ende liegt der äußere Muttermund
- Das Endometrium (=Tunica mucosa) besteht aus hochprismatischen Zellen mit Mikrovilli und z.T. mit Kinozilien besetzt; das zellreiche und lockere Stroma enthält tubulöse, wenig verzweigte Drüsen; eine Tela submucosa gibt es nicht
- Das Myometrium ist eine ca. 1cm dicke Schicht glatter Muskulatur; es besteht aus dem Stratum submucosum, dem Stratum vasculosum, dem Stratum supravasculosum und dem Stratum subserosum
- Das Perimetrium besteht aus dem Peritonealüberzug und einer dünnen, bindegewebigen Tela subserosa
- Die Cervix ist der Verschlußapparat des Uterus, der das Aufsteigen von Keimen verhindert; der Cervixschleim ist leicht alkalisch und bildet einen Schleimpfropf der sich im Verlauf eines Zyklus verändert; das Epithel ist in Falten gelegt, was mikroskopisch an tubuläre Drüsen erinnert
- Die Portio vaginalis ist die Vorwölbung der Cervix in die Vagina
Schleimhautzyklus des Uterus:
- Proliferationsphase: Nach der Menstruation ist nur noch die Basalis vorhanden; diese wächst unter dem Einfluß von Östradiol zur Funktionalis heran; die Endometriumdrüsen und -gefäße wachsen zu gestreckten Gebilden heran
- Sekretionsphase:Ca. einen Tag nach der Ovulation kommt durch die ansteigende Progesteronsekretion des Corpus luteum die Proliferation zum Stillstand, die Drüsen bilden ein Sekret, die Arterien werden zu Spiralarterien und die fibroblastoiden Stromazellen schwellen zu den Prädeziduazellen an; die Funktionalis läßt sich in ein Stratum compactum und ein Stratum spongiosum teilen
- Ischämiephase: Einige Tage vor der Menstruation kommt es zur Dauerkontraktion der Spiralarterien und zur Minderdurchblutung, die Funktionalis schrumpft
- Desquamationsphase (=Menstruationsphase): Die Spiralarterien erschlaffen und es kommt zu Blutungen in die Funktionalis, die daraufhin zerfällt
- Als Menarche bezeichnet man die erste Periodenblutung im Alter von ca. 12 Jahren
- Die Menopause ist das Ende der Periodenblutungen
3. Tuben:
- Die Tubenschleimhaut besitzt in der Ampulle hohe Längsfalten die bei endzündlichen Erkrankungen verkleben können und bei einem teilweisen Verschluß eine Eileiterschwangerschaft begünstigen
- Die Tunica mucosa besteht aus einem einschichtigen, kubischen Epithel aus schleimbildenden Drüsenzellen mit Mikrovilli und uteruswärts schlagenden Kinozilien; durch diese Kinozilien und durch peristaltische Bewegungen der Muskulatur wird das Ei uteruswärts transportiert
- Die Tunica muscularis verläuft in zwei gegenläufigen Spiralsystemen, im Schnitt innen überwiegend längs, außen überwiegend zirkulär
- Nach außen schließen sich noch eine Tela subserosa und eine Tunica serosa (=Peritoneum) an
4. Ovar:
- Die Rindenzone besteht aus dem Ovarialepithel (=Keimepithel); es ist kubisch bis niedrig zylindrisch und geht in das Plattenepithel des Peritoneums über
- Darunter liegt die follikelfreie und kollagenreiche Tunica albuginea
- Das Stroma ovarii enthält Follikel, Bindegewebszellen, Myofibroblasten und lipidreiche Zellen
- Die Markzone enthält ebenfalls Bindegewebe, glatte Muskelzellen, elastische Fasern und viele Gefäße aber keine Follikel
- Das Ovar enthält nicht nur die Keimzellen, sondern fungiert auch als endokrine Drüse und produziert Oestrogen und Progesteron
Follikelreifung:
- Der Primordialfollikel besteht nur aus der Eizelle, einer einzigen Lage flacher Follikelepithelzellen und einer Basalmembran
- Beim Primärfollikel ist das Epithel ebenfalls noch einschichtig, wird aber kubisch bis prismatisch; die Follikelepithelzellen sind über Nexus mit dem Ei verbunden und »ernähren« es; zwischen der Eizelle und dem Epithel liegt die Zona pellucida und um den Primärfollikel herum liegt eine Basalmembran und die bindegewebige Hülle des Stroma ovarii (=Theca folliculi); der Zellzyklus ist hier in der Prophase der ersten Reifeteilung dem sogenannten Diktyotän arretiert
- Beim Sekundärfollikel wird das Epithel höher und mehrschichtig und wird nun als Stratum granulosum bezeichnet
- Danach entwickelt sich eine flüssigkeitsgefüllte Höhle, das Antrum folliculi und der Follikel wird damit zum Tertiärfollikel; Granulosazellen bilden die Corona radiata, die zusammen mit dem Ei als Eihügel in den Liquor follicularis hineinragt
- Den reifen Follikel bezeichnet man auch als Graaf'schen Follikel
- Um den Follikel herum existiert immer eine Basalmembran; darumherum bilden die Stromazellen eine Follikelhülle, die sich in eine Theca interna und eine Theca externa unterteilen läßt; in der Theca interna werden Androgene gebildet, die in der Granulosa zu Oestrogenen umgewandelt werden, die Theca externa stellt eine kontraktile Follikelkapsel dar
- Bei der Ovulation kommt es durch eine Kontraktion der Theca externa zur Ruptur der Serosa, Tunica albuginea und der Follikelwand und die Eizelle wird mitsamt den Granulosazellen herausgeschwemmt; der Follikel liegt dazu an der Oberfläche des Ovars und die Tunica albuginea ist an dieser Stelle anämisch; die Eizelle befindet sich nun in der Metaphase der 2. Reifeteilung
- Aus der Follikelhülle entsteht innerhalb von 2-3 Tagen das kirschgroße Corpus luteum; aus den Granulosazellen entstehen durch Vergrößerung und Einlagerung von Lipiden die Granulosaluteinzellen, die Oestrogen und Progesteron produzieren; die Zellen der Theca interna vergrößern sich ebenfalls und werden zu den etwas kleineren Thecaluteinzellen; die Randzone des Corpus luteum ist gefaltet und Blutgefäße dringen in die vorher blutgefäßfreie Zone ein
- Tritt keine Befruchtung ein, so kommt es zur Luteolyse: in die Granulosaluteinzellen lagern sich Lipidtröpfchen ein und nach ca. 6 Wochen lösen sie sich auf
- Nach einer Befruchtung wird das Corpus luteum menstruationis zum Corpus luteum graviditatis: es wächst bis zu einer Größe von ca. 3cm an und produziert vor allem Progesteron bis die Zellen der Plazenta diese Aufgabe übernehmen
- Eine Follikelatresie erfolgt auf allen Stufen der Follikelreifung; dabei gehen zunächst die Granulosaepithelzellen zugrunde während die Basalmembran und die Zona pellucida noch länger erkennbar bleiben
5. Funktion der Geschlechtshormone:
- Der Hypothalamus produziert LH-RH und Gn-RH woraufhin vom Hypophysenvorderlappen Gonadotropine (LH und FSH) ausgeschüttet werden; diese fördern die Bildung von Tertiärfollikeln, welche wiederum Oestrogene produzieren; nach der Ovulation sezerniert das Corpus luteum Progesteron und Oestrogen
- Die Oestrogene (z.B. Oestradiol) bewirken eine Dilatation der uterinen Blutgefäße und ein Wachstum der Geschlechtsorgane
- FSH läßt immer mehrere Tertiärfollikel heranreifen; in der Theca interna dieser Follikel bewirkt LH die Bildung von Androgenen; unter dem Einfluß von FSH werden diese Androgene in den Granulosazellen zu Oestrogenen umgewandelt
- 16-24h vor der Ovulation steigt zunächst der Oestradiol und danach der LH Spiegel stark an
- Ein steigender Oestrogenspiegel bewirkt das »Ausreifen« der Superfizialzellen der Vagina: die Zellen sammeln Glykogen an, das Zytoplasma wird größer und die Kerne kleiner; in der Lutealphase tritt unter Progesteroneinfluß eine Fältelung der Superfizialzellen und eine Abnahme der Zellzahl auf
- Der Cervixschleim wird vor der Ovulation mehr, ist klar und spinnbar: in dieser Phase kann er von den Spermien leicht durchwandert werden; in der Lutealphase ist der Cervixschleim trübe, nicht spinnbar und läßt Spermien nicht hindurch
6. Die Entwicklung des befruchteten Eis:
- Nach dem 16-Zell Stadium entwickelt sich die Morula
- Der Übergang vom Morula- zum Blastozystenstadium beginnt durch die sogenannte Kompaktierung, eine Verdichtung der Zellen; die Zellen nennt man nun Blastomeren
- Durch Zonulae occludentes und einen Ionen- und Wassertransport in das Innere des Zellhaufens entsteht die Blastozystenhöhle
- Ein Zellhaufen in der Blastozystenhöhle bildet den Embryoblast, das einschichtige Epithel um die Blastozystenhöhle nennt man den Trophoblast; aus letzterem entwickelt sich später die Plazenta
- Die Implantation beginnt am 5.-6. Tag nach der Befruchtung des Eis: der Teil des Trophoblasten, dem der Embryoblast anliegt, proliferiert und bildet den Synzytiotrophoblasten, der in das Uterusepithel hineinwächst
7. Plazenta:
- Bei der Invasion des Trophoblasten verschmelzen Trophoblastzellen mit Zellen des Endometriums und bilden Synzytii; dadurch entsteht der sogenannte Synzytiotrophoblast
- Dieser dringt während der prälakunären Periode weiter in die Tiefe des Endometriums vor; am 12. Tag post conceptionem ist die Implantation abgeschlossen
- Während der lakunären Periode treten im Synzytiotrophoblasten Hohlräume auf, zwischen denen die Trabekel stehenbleiben; diese werden vom Zytotrophoblasten ausgehöhlt und es bilden sich die Primärzotten in den Lakunen (=intervillöse Räume)
- Die mütterlichen Gefäße werden eröffnet
- Mesenchymzellen füllen die Zotten von innen her aus und es entwickeln sich die Sekundärzotten
- Es kommt zur Blutbildung in der Plazenta und durch die Entwicklung von Kapillaren in den Zotten entstehen die Tertiärzotten
Aufbau der Zotten von außen nach innen:
- Synzytiotrophoblast: Es existieren keine Interzellularspalten und damit erfolgt auch kein unkontrollierter Stoffaustausch; der Synzytiotrophoblast ist somit die entscheidende Barriere zwischen dem mütterlichen und dem fetalen Blut
- Zytotrophoblast (=Langerhans-Zellen): Sie werden im Verlauf einer Schwangerschaft reduziert, da sie mit dem Synzytium zur Regeneration verschmelzen; das von ihnen sezernierte Somatostatin reguliert die Hormonproduktion des Synzytiotrophoblasten
- Trophoblast-Basalmembran
- Zottenbindegewebe: Es enthält Makrophagen die hier Hofbauer-Zellen genannt werden
- Kapillar-Basalmembran
- Sinusoidendothel der fetalen Blutgefäße
- Der Synzytiotrophoblast sezerniert Oestradiol und Progesteron um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten und zu steuern
- Wo das Trophoblastgewebe zugrunde gegangen ist, entsteht aus Degenerationsprodukten und Blutfibrin das Fibrinoid; es besitzt eine immunologische Schutzfunktion
- Bestimmte plazentare Hormone (hCG, Corticosteroide, Oestrogene) haben eine immunsuppressive Wirkung, die verhindern soll, daß das mütterliche Immunsystem den Embryo als Fremdgewebe abstößt
8. Mamma:
- Sie besteht aus 15-25 Einzeldrüsen, bei einer Nullipara vorwiegend tubulär; es gibt nur wenige alveoläre Endstücke, die nur schwach entwickelt sind
- Die verzweigten Tubuli münden in jeweils einen Milchgang (=Ductus lactifer)
- Unterhalb der Mamille erweitern sich die Milchgänge zu kleinen Milchsäckchen (Sinus lactiferi), die sich kurz vor der Mündung wieder verengen
- Die Ausführungsgänge sind in der Mamille von vielen glatten Muskelzellen umgeben, die durch feine Sehnen verknüpft sind; dies ermöglicht die Erektion der Papille
- Das Stroma der Milchdrüse besteht aus einzelnen Bindegewebsplatten und -strängen, welche mit Fettgewebe gefüllte Kammern umschließen
- Das Epithel der Ductus lactiferi ist zwei- oder mehrschichtig, das der tubulösen oder tubulo-alveolären Endstücke einschichtig oder mehrreihig
- Die Zellen besitzen Mikrovilli und Zonulae occludentes
- Unter dem Epithel innerhalb der Basalmembran liegen Myoepithelzellen die sich durch Oxytocin kontrahieren und dadurch das Auspressen der Muttermilch verursachen
- Oft schwillt die Brust während der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus an; einige Tage nach der Menstruation kommt es zu einer Vermehrung der Epithelzellen in den Endstücken, zur Wassereinlagerung, Bildung von Sekrettropfen und die Drüsengänge erweitern sich
Laktation:
- Oestrogen bewirkt eine Sprossung der Milchgänge in das Bindegewebe, durch Progesteron werden neue Drüsenknospen gebildet; das Drüsenparenchym nimmt zu, die Epithelzellen werden größer und das Binde- und Fettgewebe nehmen ab
- Die Epithelzellen sezernieren Fettröpfchen und Proteine; die Fettröpfchen werden zunächst von Makrophagen gespeichert und bilden die sogenannten Kolostrumkörperchen
- Die Milch enthält neben Fettröpfchen auch noch Proteine (v.a. Kasein), Milchzucker, Ionen und IgA aus Plasmazellen
- Oestrogen und Progesteron hemmen während der Schwangerschaft die Sekretion, Prolactin fördert sie nach der Geburt
- Fett, Vitamine und Membranbestandteile gelangen apokrin in die Milch, alles andere wird durch Exocytose abgegeben